Eigentlich wollte ich mein Blögchen ja mit vielen positiven Gedanken füllen. Vor meinem inneren Auge sah ich schon Artikel über liebevolle Zauber-Momente mit meinem Keks, über Shopping-Orgien in Babyabteilungen und über jede Menge leckerschmecker Babybrei-Rezepte mit unglaublich exotischen Zutaten. So oder so ähnlich hatte ich mir das vorgestellt – in der Schwangerschaft.
Fakt ist aber, wir müssen reden. Wir müssen über die Schattenseiten des Elternseins sprechen, die ich so nie im Leben während meiner Schwangerschaft erwartet hätte.
Alex von papaleaks hat hierzu zu einer Blogparade aufgerufen und gefragt, welche Erfahrungen wir mit Belehrungen und Erziehungstipps durch Dritte gemacht haben – und damit einen äußerst wunden Punkt bei mir getroffen.
Kürzlich hatte ich schon über bissige und besserwisserische Rentner in Aufzügen geschrieben, die es geschafft hatten mich völlig aus der Fassung zu bringen. Nun gut, das waren Fremde, man könnte sagen Haken hinter und gut is. Natürlich ärgere ich mich in solchen Momenten trotzdem über die Leute, die Situation und wohl am meisten über meine eigene Passivität. Nach wenigen Stunden und mehr oder weniger Gemecker meinerseits ist das Ganze aber meist wieder schnell vergessen.
Problematisch wird es aber, wenn lieb gemeinte Ratschläge aus dem näheren Umfeld kommen und damit zu Spannungen zwischen den frisch gebackenen Eltern führen. Eins vorneweg, es ist besser geworden, viel besser. Wir sind beide nach nun 5 Monaten deutlich entspannter geworden und haben unseren eigenen Weg als Eltern gefunden. Es war ein Prozess des Zusammenfindens, der durchaus manchmal holprig gewesen ist.
Zu viele Köche verderben den Brei – und die Beziehung
Man muss an dieser Stelle sagen, dass Janosch´s Papa und ich die Dinge sehr unterschiedlich angehen. Chris ist ein Bauchmensch, während ich zu jedem Thema erst einmal diverse Ratgeber wälze. Das hat sicher damit zu tun, dass ich vor unserem Keks Kinder nur aus 100 Meter Entfernung kannte, kurzum, ich hatte keine Ahnung, wie man mit Kindern umgeht und was sie brauchen. Also habe ich mich eingelesen, wochenlang. Dass man Kinder nicht mit Büchern groß bekommt, ist mir mittlerweile natürlich auch klar. Es war zu diesem Zeitpunkt jedoch die einzige Möglichkeit, mich zusätzlich außerhalb der Familie zu informieren. Chris hingegen hat Kinder im Umfeld und ist Onkel von zwei süßen Jungs. Es lag für ihn daher nahe, in erster Linie Erziehungstipps aus der Familie aufzugreifen. Warum auch nicht umsetzen, was sich schon seit Generationen bewährt hat?
Wie der Kleine schläft nicht im eigenen Zimmer?
Ein großes Diskussionsthema war die Schlafsituation. Zieht der Keks in sein eigenes Zimmer oder bleibt er bei uns? Von außen wurde uns des öfteren gesagt, dass wir den Keks im Schlimmsten Fall noch gefühlt mit 18 im Gräbchen liegen haben werden. Entspanntes Schlafen ohne Kind wird uns nicht gegönnt sein, wenn wir ihn nicht von Beginn an an sein eigenes Bett und sein eigenes Zimmer gewöhnen.
Wir sind keine Experten in Sachen Co-Sleeping, Rooming-In und wie das alles heute so schön neumodisch auf Denglish heisst. Wir haben uns aber trotzdem nach diversen Diskussionen dazu entschlossen, unseren Keks bei uns in seinem Beistellbettchen schlafen zu lassen. Zum einen stille ich nachts und möchte nicht quer durch die ganze Wohnung marschieren um den Keks zu füttern, zum anderen erscheint es uns nur natürlich, dass ein Neugeborenes zunächst bei den Eltern bleibt. Ich möchte noch mal betonen, dass das alle Eltern individuell für sich entscheiden müssen und wir hier nur den für uns passenden Weg aufzeigen.
Schreien stärkt die Lungen!
Ein weiterer Klassiker ist das Thema Schreien lassen. So ziemlich alle Eltern dürften dazu tonnenweise Ratschläge und Belehrungen erhalten und kein anderes Thema scheint so viel Emotionen hervorzurufen (auch bei Mama und Papa) wie der richtige Umgang mit schreienden Babies. Jetzt ist schreien ja ein sehr dehnbarer Begriff, ebenso das Gefühl für Zeit. Ab wann weint das Baby und wie schnell muss man reagieren? Damit lassen sich ganze Bücher füllen. Auf jeden Fall bietet es auch bergeweise Material für Ratschläge. Meine Mutter lebt zum Beispiel immer noch in dem Glauben, dass Schreien die Lungen stärkt, man kann es ihr einfach nicht ausreden.
Insgesamt haben unsere Eltern ein anderes Verständnis vom Umgang mit Babies. Schreien lassen war zu deren Zeit wohl nicht ungewöhnlich, Schlaflernprogramme waren in den 80ern hoch im Kurs und so manche Eltern gingen davon aus, dass das Schreien dem Frustabbau diene und wichtig für die Kleinen sei. Außerdem sollten Babies nicht verwöhnt werden.
Heute ist die Wissenschaft weiter und wir Eltern kommen leichter an fachkundige Informationen. Während wir heute einfach kurz googeln, mussten unsere Eltern wiederum ihre Eltern um Rat fragen und so konnte sich manche Mär über Generationen hinweg hartnäckig halten. Was liegt für sie also näher, als das Wissen auch an unsere Generation weiterzugeben? Folge des Ganzen waren in unserem Fall erneute Diskussionen und Konflikte. Wer liegt nun richtig, die Eltern oder die Fachliteratur? Für Janosch´s Papa und mich bis heute wohl die härteste Nuss, die noch immer ab und an zu Diskussionen führt. Es ist nicht immer einfach für uns als Eltern, hier den richtigen Weg zu finden. Aktuell nehme ich den Keks immer hoch sobald er meckert und ich gebe zu, dass ich mir schon so manchen Toilettengang verkniffen habe, weil er nicht allein im Zimmer bleiben wollte oder ich am Ende mit Kind auf dem Schoß auf der Toilette saß. Der Keks ließ sich sehr lange nicht ablegen und so wurde aus unserem Hasen eine kleine Dauerklette, die den ganzen Tag auf dem Arm verbracht hat.
Ich weiß nicht, ob das nun falsch oder richtig war, wir haben am Ende einfach auf unser Bauchgefühl gehört und aufgehört uns von außen verrückt machen zu lassen. Trotzdem bleibt dieser Rest Verunsicherung und immer wieder flammen bei uns noch Diskussionen zu diesem Thema auf, sicher teilweise beeinflusst durch außen.
Wie gesagt sind wir als Paar und als Eltern auf einem guten Weg und haben schon viel gemeinsam gemeistert, trotzdem müssen wir weiter lernen noch mehr auf unser Bauchgefühl zu hören und Ratschläge von außen vor allem nicht zwischen uns kommen zu lassen. Das ist nicht immer leicht, aber Stückchen für Stückchen arbeiten wir daran.